Heimatmuseum Aesch
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Sonderausstellungen

Die Zeit der ersten Ackerbauern

Als vor rund 7000 Jahren die ersten Bauern unsere Gegend betraten, begann ein neues Zeitalter unserer Geschichte. Das ständige Herziehen hinter den Tierherden konnte entfallen, das Suchen nach essbaren Pflanzen und Früchten machte einem gezielten Anbau von Obstbäumen, Getreidearten und Gemüsen Platz. Die Einrichtung fester Häuser erlaubte eine Vorsorge für die kalten Wintermonate, die Alten und Kranken konnten besser gepflegt und versorgt, der Schutz gegen wilde Tiere und Feinde durch Zäune und Gräben verbessert werden. Die Erfindung der Töpferei ermöglichte ein Kochen und Erwärmen der Speisen und die Vorratshaltung von Getreide, Getränken und Trockenfrüchten.
Lange Zeit waren die Forscher der Ansicht, die Linearbandkeramik, also die Zeit der ersten Ackerbauern, sei das goldene Zeitalter ohne Streit und Feindschaft gewesen. Die Siedler aus dem Donauraum bevölkerten Süddeutschland, das Unterelsass und die nord- und westdeutschen Gebiete bis nach Holland. Einwanderer aus der Pariser Gegend zogen dagegen nach Osten und bauten ihre Dörfer im Oberelsass, am Hochrhein und in der Nordwestschweiz, wie neuere Funde aus der Gegend von Liestal belegen. Für alle war Platz genug.
Mit Ackerbau, Sesshaftigkeit und Viehzucht wurde es auch möglich, Vermögen zu erwerben. Im Gegensatz zu den Jägern und Sammlern, die mit möglichst wenig Besitz auskommen wollten, erlaubte das Bauernleben nun die Ansammlung von Vermögen - gerodetes Land, Vieh - wohl erst Rinder, Schweine und vor allem Schafe und Ziegen sowie als Hüter der Herden und der Dörfer der Hund - Getreide und getrocknete Früchte und Gemüse. Die Menschen waren nicht mehr gleich, es gab vielmehr nun Reiche und Arme, Besitzende und Habenichtse, Leute, die arbeiteten, und Leute, die arbeiten lies-sen. Mit dem Zeitalter der Bauern begann auch das Zeitalter der sozialen Unterschiede und des Kapitalismus. Viele Friedhöfe zeigen nun Tote, die durch Gewalt ums Leben kamen; ganze Dörfer wurden ausgerottet, um an den Besitz oder an junge Frauen des Dorfes zu kommen.
Alle diese neuen Errungenschaften wurden in den nächsten Jahrtausenden langsam verbessert; man lernte, mit dem Klima besser umzugehen, einzelne neue Kulturpflanzen und Haustiere kamen dazu, aber grundsätzlich blieb alles beim Alten bis zur Ankunft der Römer. Diese lehrten unsere Vorfahren die Viehzucht und brachten

neue Obstsorten mit. Sie erweiterten auf den städtischen Märkten das Angebot an Lebensmitteln mit einheimischen und eingeführten Genussgütern.
Mit dem Abzug der Römer verschwand auch viel von ihrem Wissen. Der Speisezettel wurde - wie das Leben - wieder einfacher. Das politische Leben wurde von den eingewanderten Germanen - bei uns vor allem den Alamannen und Franken - bestimmt. Als freie Bauern bewirtschafteten sie das Land; die Romanen als Nachfahren der Römer wohnten verarmt vor allem in den Städten. Erst die neu gegründeten Klöster mit ihrem reichen kulturellen, religiösen und wirtschaftlichen Wissen brachten eine Wende zum Besseren. Für die Bauern allerdings änderte sich nicht viel; nur die Einführung der Dreifelderwirtschaft verbesserte langfristig die Bodenqualität.
Mit der Entdeckung Amerikas kamen zwar viele neue Obstsorten und Nutzpflanzen nach Europa, sie konnten sich aber nur sehr langsam duchsetzen. Noch immer waren Getreide und Trockenobst wichtiger als Kartoffeln; die Anbaumethoden seit einem Jahrtausend fast unverändert. Die Reformation förderte erst die Bauern und die einfachen Stände, bald aber folgte der Wechsel der Reformatoren auf die Seite des Adels und des Bürgertums. Der Dreissigjährige Krieg führte zu einer weiteren Verarmung der Bauern im Kriegsgebiet, die wirtschaftliche Schere zwischen den verarmten Bauern und dem sich bereichernden Adel öffnete sich weit und bildete so die Basis für den Absolutismus.
Auch in unserer Gegend, die zu dieser Zeit noch dem Fürstbischof als weltlichem und geistlichem Herren unterstand, hatte der Dreissigjährige Krieg tiefe Wunden hinterlassen, die Bevölkerung stark dezimiert und wirtschaftlich verarmen lassen. Der Wiederaufbau ging nur langsam vonstatten, und so begrüsste mancher die Französische Revolution und die Einverleibung des Fürstbistums ins Französische Reich, doch dämpfte der Übermut der neuen Herren bald die Stimmung und liess die Aufnahme unserer Gegend in die Schweiz am Wiener Kongress von 1815 als sinnvoll und wünschenswert erscheinen. Wirtschaftlich änderte sich aber nicht viel; Regenjahre und Missernten führten 1818 zu einer grossen Hungersnot, sodass auch ärmere Aescher sich zeitweise nur von Gras und Wasser ernähren mussten. 1830 führte eine grosse Trockenheit erneut zu starken Ernteeinbrüchen. Die schlechte Wirtschaftslage bewirkte auch Probleme in der Schule; von den 97 Schulkindern, die 1824 die Aescher Schule besuchten, konnten die Knaben nur ungenügend lesen und schreiben, von den Mädchen waren überhaupt nur 4 des Lesens und Schreibens kundig.
Mit der Jahrhundertwende beginnt in der Landwirtschaft die Zeit der wohl grössten Veränderungen. Diesen Wandel darzustellen ist das Ziel unserer kleinen Ausstellung. Der Anteil der Nebenerwerbsbauern, die in den neuen Industriebetrieben in

Aesch und Umgebung ihren Hauptarbeitsplatz hatten, sank langsam, aber ständig. Neue Genossenschaften - der Rebbauverein, die Milchgenossenschaft und die Landwirtschaftliche Genossenschaft - halfen bei der Vermarktung ihrer Produkte. Die Bau-ernbetriebe verliessen das Dorf und errichteten neue Höfe am Dorfrand, die Mechanisierung verringerte vor allem nach dem 2. Weltkrieg die Zahl der benötigten Hilfskräfte. Gleichzeitig zwangen Billigimporte von Lebensmitteln immer mehr Bauern zur Aufgabe ihres Berufes; die Verbliebenen kämpften ums Überleben und wurden vom Staat zwar unterstützt, aber gleichzeitig auch sehr stark reglementiert. Neue Dünge- und Spritzmittel verbesserten und vergrösserten die Ernte, doch wuchsen gleichzeitig auch die Schädigungen der Umwelt. Mutige Landwirte begannen daher in Aesch schon vor längerer Zeit, ihren Betrieb auf umweltschonende Art zu führen. Diesen Wechsel vom uralten traditionellen Bauerntum über eine fortschrittliche, aber stark reglementierte Landwirtschaft zum selbstverantwortlichen landwirtschaftlichen Unternehmer möchten wir in unserer Ausstellung belegen. Wir freuen uns und sind stolz darauf, dass unsere Aescher Bauern der Zeit voraus diesen wichtigen Schritt getan haben.

Bruno Kaufmann

 

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